Heilig-Geist-Kirche
Die Heilig-Geist-Kirche befindet sich im Stadtteil Dresden-Blasewitz, auf der Berggartenstraße 22a (Ecke Seb.-Bach-Straße).
Wir laden Sie ein, die Heilig-Geist-Kirche aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Die Bilder wechseln einander ab. (Fotos: Stefan Behr)
Offene Kirche: in den Sommermonaten jeden Mittwoch von 17.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.
Bau der Blasewitzer Kirche
Der 15. Oktober 1893 ist für die Blasewitzer Gemeinde ein ganz großer, ein ganz besonderer Tag. Denn seit diesem Tag haben sie eine eigene Kirche, die unter Mühe und mit viel Anleihen errichtet werden konnte. Das war nicht so einfach und auch nicht so selbstverständlich.
Schließlich war Blasewitz lange Zeit keine eigenständige Pfarrgemeinde, und die Kirchgemeinde musste die Dresdner Kreuzkirche sowie Schulzimmer und die Turnhalle der ortnahen Schule für ihr Gemeindeleben nutzen. Das war etwa um 1876. Schon vier Jahre später hatte sich das Bestreben der Blasewitzer bezahlt gemacht und sie konnten einen Kirchenbaufond von 120.000 Mark vorweisen. 1887 wurde der erste Kirchenvorstand durch Superintendent D. Dibelius (Dresden- Kreuzkirche) eingewiesen. Damit wurde Blasewitz eine selbständige Pfarrgemeinde (Parochie).
Der Baumeister
Überlegungen zum Standort der künftigen Blasewitzer Kirche führten zu dem Ergebnis, diesen möglichst zentral zu wählen. Gekauft wurde das Grundstück des Gärtnermeisters Simmgen an der Berggartenstraße für 39.500,00 Mark. Im Ergebnis eines Architektenwettbewerbes gelangte der Kirchenvorstand zu einem Planentwurf, welcher der gewünschten Kapazität von 800 Sitzplätzen entsprach. Wettbewerbssieger war der dynamische und als phantasievoll bekannte Blasewitzer Baumeister Karl Emil Scherz.
Der Grundriss
Am 31. August 1891 erfolgte der erste Spatenstich und im Oktober des selben Jahres die Grundsteinlegung für den roten Klinkerbau. Im August des Folgejahres konnte bereits das Richtfest (Hebefeier) gefeiert werden. Der 17. Mai 1893 ist das Weihedatum der vier Kirchenglocken, gegossen in der Dresdner Glockengießerei Bierling. Dieses Vorhaben war nur durch eine Anleihe von 160.000,00 Mark zu finanzieren. Davon besitzt die Heilig-Geist-Kirche nur noch eine Glocke - die restlichen drei sowie 69 Orgelpfeifen mussten im II. Weltkrieg für Kriegszwecke dem Hamburger "Glockenfriedhof zur Verfügung gestellt werden.
Stilelemente
Die Bauzeit der Blasewitzer Heilig-Geist-Kirche beträgt nur zwei Jahre. Schon am 15. Oktober 1893 konnte der Sakralbau prunkvoll eingeweiht werden.
Die in rotem Klinker erbaute Kirche ist das erste Bauwerk von K. E. Scherz, dem eine größere Bedeutung zukommt. Bei den Stilelementen hielt er sich an frühgotische Vorbilder. Der Kirchengrundriss ist funktionell und typisch für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das äußere wird durch den schlanken Glockenturm und eine klare Fassadengliederung geprägt. Das Kircheninnere beeindruckt durch eine Saalkirche, deren Schiff vierjochig ist. Gurtbögen unterteilen das Kreuzrippengewölbe. Der Eindruck des Raumes wurde damals auch durch die » Fensteröffnungen mit Rosetten maßgeblich mitbestimmt - doch diese wurden bei einer späteren Umgestaltung aufgegeben.
Neben dem Architekten hatten eine Vielzahl versierter Handwerker, Bauleute und Künstler ihr Bestes gegeben. Kronprinz Georg, der die Kirche besichtigte, beschenkte diese mit den Statuen Johannes des Täufers, Elias sowie einem Christusrelief.
Ein edler Spender
Während des Kirchenbaus ereignete sich eine köstliche Episode: 1892 traute der damalige Gemeindeälteste Karl Friedrich Tausche den "Kanonenkönig" Alfred Krupp im Blasewitzer Standesamt. Dabei fragte er keck an: "Herr Krupp, Sie fabrizieren so viele Kanonen. Könnten Sie da nicht auch den Blasewitzern beim Kirchenbau mal was vorschießen?" Der frisch getraute Herr Krupp konnte nicht umhin, sein Scheckbuch zu ziehen und einen Betrag (Höhe ist nicht überliefert) auszuschreiben.
Pfarr- und Gemeindehaus
1894 bis 1895 wurde, ebenfalls nach Plänen des Architekten K. E. Scherz, das Pfarrhaus errichtet. Hierzu benötigte die Gemeinde gleichfalls eine Anleihe von 55.000,00 Mark. Dem reichen Gemeindeleben Genüge zu tun, erbauten die Blasewitzer 1913 ein Gemeindehaus, welches mit seinen vielen Räumen beste Voraussetzungen und vor allem viel Platz bot. Auch die erste Kirchkanzlei war hier untergebracht. Beim Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 wurde das Blasewitzer Pfarrhaus total zerstört und nicht wiederaufgebaut. Das Gemeindehaus, wenn auch stark beschädigt, blieb der Gemeinde erhalten.
Wiederaufbau
Der II. Weltkrieg hatte ebenso das Kirchengebäude stark in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere Fenster und Dach waren betroffen. 1969 erfolgte schließlich eine Sicherung der Bausubstanz und eine Erneuerung des Innenraumes durch den Architekten Fritz Steudtner.
Altar, Kanzel und Taufstein wurden völlig neu gestaltet - im Grundriss bilden diese ein gleichseitiges Dreieck (Darstellung der Dreieinigkeit). Die ursprünglich romantische Wandbemalung wurde durch einen hellen Anstrich ersetzt. Nur die noch im Originalzustand erhaltene und ebenfalls von K. E. Scherz errichtete Leubener "Himmelfahrtskirche" lässt die einstige Farbigkeit der Heilig-Geist-Kirche erahnen.
Bei der Umgestaltung wurde weiterhin die Emporenbrüstung mit schlichten Sperrholzblenden versehen. Die Fensterrosetten des Langschiffs blieben zugemauert. Auch das westliche Rosettenfenster ist nicht mehr zu sehen - es wird verdeckt durch die 1974 erworbene Eule-Orgel aus der Leipziger Markuskirche.
Die erste größere Baumaßnahme nach dem Ende der DDR-typischen Bau-Mangel-Situation war der Umbau der Dampfheizung der Kirche von Kohle- auf Öl-Betrieb. In den Jahren von 1993-95 folgten Aktionen gegen den bedrohlich gewordenen Holzwurmbefall im Kirchengestühl und am Dachstuhl, die ausbröckelnden Fugen der Klinker-Fassade wurden neu verschmiert, die schon erwähnte große Glasrosette in der Westfassade wurde neu verbleit und restauriert. Dazu kamen Dachdeckerarbeiten und Sandsteinsicherungen im oberen Fassadenbereich.
Im Frühjahr 2005 konnte mit der Erneuerung der Innenausmalung der Kirche -übrigens unter Entfernung der 1969 angebrachten Holzverblendungen der Emporenbrüstung - ein weiterer Schritt zur Erhaltung und Sanierung der Heilig-Geist-Kirche abgeschlossen werden.
Fotos: 100 Jahre Heilig-Geist-Kirche zu Dresden Blasewitz, Festschrift 1993
Die erste urkundliche Bestätigung des Ortes ist im Jahre 1349 zu finden. Damals überließ Markgraf Friedrich der Strenge von Meißen das Blasewitzer Vorwerk seinem markgräflichen Münzmeister Johann Münzer, auch "Monetarius" genannt. Die damaligen jährlichen Zinsen waren an das Brückenamt abzuliefern.
Die Auswirkungen der Pest, die in dieser Zeit wütete, führte zu Neubelehnungen und schließlich in eine Abhängigkeit zur Kreuzkirche, für die auch Frondienste zu leisten waren. Die drei Frontage mit dem Pfluge, die Blasewitz zu leisten hatte, wurden im Jahre 1494 in das sogenannte Pfluggeld umgewandelt.
Die Situation am Vorabend der Reformation war durch eine gesteigerte Religiosität gekennzeichnet. Der Wunderglaube kursierte und die Heiligen- und Reliquienverehrung wurde missbraucht. Das gipfelte schließlich im Ablasshandel. Um ihr Seelenheil zu erlangen, verschenkten die Menschen ihre Besitztümer beziehungsweise überschrieben diese der Kirche, in deren Folge Blasewitz in die Hand der Kreuzkirche gelangte. Diese schickte einen Diakon (den Bet-Herrn ), der mit der Seelsorge betraut wurde und alljährlich, zur Pfingstzeit, das Katechismusexamen hielt. Jeder Hausvater musste sich dazu nebst Kindern und Gesinde einfinden. Nichterscheinen wurde mit drei Groschen geahndet. Diese Strafe fiel erst im Jahre 1872 weg. Ebenso waren die Schullehrer verpflichtet, vom Michaelisfest (29. September) bis zu Ostern jeden Sonntag eine Betstunde zu halten.
Die Schule
Die Gemeinde traf sich damals in der Schule, in der Scheune oder bei schlechtem Wetter in einer großen Bauernstube. Genauso wenig wie einen festen Ort für das Gemeindeleben, besaß Blasewitz einen gemeindeeigenen Friedhof- und besitzt es heute noch nicht. In Kriegs- und Pestilenzzeiten wurden die Toten in den eigenen Gärten beerdigt, ansonsten fanden die Bestattungen bis 1680 auf dem alten Johannesfriedhof, bis 1814 auf dem Eliaskirchhof, bis 1881 auf dem Trinitatiskirchhof und jetzt wieder auf dem neuen Johannisfriedhof bei Tolkewitz statt.
Die meisten Blasewitzer Lehrer waren ehemalige Kruzianer. Sie lebten und arbeiteten unter besonderer Kirchenaufsicht. Nach Einführung der großen italienischen Oper in Dresden mussten sie beispielsweise zur Verstärkung der Chöre mitwirken, Der Lehrer hatte nur ein schmales Gehalt: 68 Pfennige bekam er wöchentlich pro Schüler (etwa 20 Schüler hatte er), weitere Einnahmen bestanden aus Naturalien. Zudem saß er reihum bei den Blasewitzer Bauern zu Tisch und aß sonntags kostenlos in der Dorfschenke, allerdings musste er dafür abends zum Tanz aufspielen.
1876 wurde die neue Schule mit großer Turnhalle fertiggestellt. So konnten endlich ordentliche Gottesdienste und ein regelmäßiger Konfirmandenunterricht sichergestellt werden.
Bilder: Aus "Blasewitz", Sandsteinverlag 1997
Blasewitz als Dresdner Stadtteil
Zum 100. Geburtstag des Blasewitzer Pfarrers Gottfried Feurig (1919-1995) erschien ein
Artikel im Elbhangkurier
Gottfried Feurig wirkte als Pfarrer an der Heilig-Geist-Kirche von 1959 bis 1981.
Glockengeläut der Heilig-Geist-Kirche Dresden